Hoch über dem Douro, im Zentrum des mittelalterlichen Portos erhebt sich die Kathedrale, entfernt an eine Burg erinnernd. Nähert man sich ihr aus den engen Gassen der Altstadt sieht man zuerst ihre Türme, die über dem Anstieg zum Vorplatz hervorstehen.

Vor der Kathedrale ist ein großer Vorplatz, mit einem beeindruckenden Pranger. Trotz des historischem Aussehens ist dieser Platz und der Pranger erst in den 40er Jahren entstanden, als das Salazar-Regime den Platz neu gestaltete; vorher befanden sich hier ähnlich schmale Gassen wie in der noch vorhandenen Altstadt.

Vorplatz der Kathedrale Vorplatz der Kathedrale

Porto war seit der Invasion der Westgoten und Sueben im 6. Jahrhundert Bischofssitz. 711 wurde Porto zusammen mit dem Rest Portugals von den Mauren erobert und fiel erst 1092 wieder unter dauerhafte christliche Herrschaft. Von hier begann Dom Afonso Henriques die Reconquista Portugals. Im Jahre 1110 wurde unter Bischof Hugo dann mit dem Bau der Kathedrale begonnen. Der Bau wurde im 13. Jarhundert fertiggestellt, in den folgenden Jahrhunderten allerdings noch erweitert und umgestaltet, so dass die Kathedrale zwar noch erkennbar romanisch ist, aber mit vielen Barocken und Manieristischen Ergänzungen versehen ist. An der Nordseite befindet sich eine von Nicolau Nasoni gestaltete barocke Loggia. Das Hauptportal der Kathedrale wurde 1772 neu gestaltet.

Loggia von Nasoni Loggia von Nasoni

Betritt man die Kathedrale, kommt man an zwei Taufbecken aus rosanem Marmor vorbei, die aus dem Ende des 17. Jahrhunderts stammen. Das Mittelschiff der Kathedrale ist noch klar romanisch, mit einem beeindruckendem Tonnengewölbe. Der vergoldete Altar stammt aus dem 18. Jarhundert und ist ein Meisterwerk des Joaninischen Barockes. Die Fresken in der Apsis sind ebenfalls von Nicolau Nasoni. Links und rechts des Altars befinden sich im Hauptschiff zwei Marienbilder: links die 1984 zur Schutzherrin Portos erklärte Nossa Senhora da Vendoma, rechts die Nossa Senhora da Silva. Die Nossa Senhora da Vendoma (unsere liebe Frau von Vendome) führt sich zurück auf die Zeit der Reconquista, als Porto von Basken aus der Stadt Vendome von den Mauren zurückerobert wurde. Über die Nossa Senhora da Silva (unsere liebe Frau aus dem Wald) wird erzählt, dass Steinmetze dieses Marienbild im Wald fanden, als sie die Steine für die Kathedrale aus dem Fels schlugen.

Hauptaltar Hauptaltar

In den beiden Querhäusern befinden sich Altare für die vorherigen Schutzheiligen der Stadt: rechts St. Vinzenz, links der armenische Märtyrer St. Pantaleão. Die sterblichen Überreste St. Pantaleãos wurden 1453 nach Porto gebracht und sind in der Kathedrale bestattet.

St. Pantaleão St. Pantaleão

Im linken Querhaus befindet sich auch die Kapelle des heiligen Sakramentes, deren Altar eines der beeindruckendsten Werke portugiesischer Gold- und Silberschmiede ist. Der Altar besteht komplett aus getriebenem Silber und wurde über drei Jahrhunderte erschaffen. Die Arbeit wurde 1632 von José Rodrigues Reixeira begonnen und erst im 19. Jahrhundert abgeschlossen. Während der Napoleonischen Invasions Portugals zu Beginn des 19. Jahrunderts fürchtete man, die französischen Truppen würden das Silber dieses Altars stehlen wollen. Eine lokale Legende (die sich heute in jedem Reiseführer findet und auch vor Ort immer noch von den Touristenführern erzählt wird) besagt, dass ein Angestellter der Kirche den Altar mit Kalk weiss übermalt hat, damit das Silber nicht mehr erkennbar war – und diese Tarnung hätte verhindert, dass der Altar zerstört wurde.

Silberner Altar Silberner Altar

Leider stimmt diese schöne Geschichte nicht mit den historischen Aufzeichnungen überein: während der französischen Invasion wurde Porto vom Zivilgouverneur Pedro de Mello Breyner verwaltet. Dieser Pedro Breyner verhandelte mit den französischen Truppen um den Erhalt des Altars und machte das Angebot, den französischen Truppen den Gegenwert des Altars in Silber zu überlassen, im Tausch gegen die Unversehrtheit des Altars. Die Verhandlungen zogen sich hin. Und vor Abschluss der Verhandlungen mussten sich die Franzosen dann aus Porto zurückziehen, nachdem Arthur Wellesley, der Earl of Wellington, von Süden auf Porto vorrückte. Der Altar war damit gerettet und die Zahlung hinfällig.

Im Süden schließt sich an die Kathedrale ein gotischer Kreuzgang an (der Eintritt kostet und über den man in das Museum der Kathedrale gelangt). Der Kreuzgang ist rundum mit Azulejos gekachelt, die von Valentim de Almeida zwischen 1729 und 1732 bemalt wurden. Die Fliesen zeigen das Leben Mariens und Szenen aus den Metamorphosen von Ovid.

Kreuzgang Kreuzgang

Hier findet sich auch eine der schönsten Arbeiten der Kathedrale, die von vielen übersehen wird. In einer Kapelle, die sich am Südende des Kapitelhauses befindet, findest sich einer der schönsten mittelalterlichen Sarkophage in Portugal. Auf vier Löwen ruhend befindet sich hier der Sarg von João Gordo, einem Ritter des Malteserordens und Vertrautem Dom Dinis (João Gordo war Schatzmeister des Königshauses). Er starb am 10. Dezember 1333 und für ihn wurde diese Kapelle gebaut – geschichtlich interessant, da er einer der wenigen Bürger ist, dem eine solche Kapelle und ein solcher Sarkophag gebaut wurde. Normalerweise sind solche Monumente Königen und Geistlichen vorbehalten; damit wird deutlich, welch wichtige Stellung João Gordo in der damaligen Gesellschaft gehabt haben muss.

Grab von João Gordo Grab von João Gordo

Der Sarg zeigt auf seiner der Kapelle zugewandten Seite das letzte Abendmahl. Das Fußende ziert eine Darstellung des Kalvarienberges mit der Kreuzigung Jesu, am Kopfende wird die Krönung Mariens dargestellt. Auf dem Sarkophag findet sich die Figur des João Gordo in der Kleidung eines Malteserritters. Die Darstellung des Abendmahles ist etwas kurios, Jesus scheint eine der Figuren im Schwitzkasten zu halten. Dieser Figur kommt ein langes Band aus dem Mund. Die Bedeutung dieser Darstellung habe ich noch nicht ergründen können.

Grab von João Gordo - Detail Grab von João Gordo - Detail

Über das Kapitelhaus kommt man in den ersten Stock und auf eine Terasse über dem Kreuzgang. Im von Nicolau Nasoni gestalteten Treppenaufgang findet man eine alte Glocke. Diese Glocke befand sich seit 1697 im Turm der Kathedrale und diente dazu, die Nachtruhe anzukündigen. Dieser Brauch stammte aus dem Mittelalter: zu dieser Zeit galt nachts eine sehr strenge Ordnung; nachdem die Glocke drei mal geschlagen hatte, mussten die Lichter in den Häusern gelöscht werden und wer auf den Straßen angetroffen wurde, wurde sofort verhaftet. Die Glocke war zuerst in den Stadttoren angebracht, jedoch im 1583 in die Kathedrale verlegt. 1697 schlug ein Blitz in den Turm der Kathedrale und beschädigte die vorherige Glocke. Die sich heute im Treppenhaus befindende Glocke wurde als ihr Ersatz dann 1697 im Südturm angebracht. Dort schlug dann 1841 erneut ein Blitz ein, jedoch blieben die Schäden gering.

Glocke zur Ankündigung der Nachtruhe Glocke zur Ankündigung der Nachtruhe

Im ersten Stock befindet man sich dann auf einer Veranda oberhalb des Kreuzganges, deren Wände ebenfalls mit Azulejos geschmückt sind. Zurück kommt man durch das Kapitelhaus, in dem sich das Museum der Kathedrale befindet. Das Museum beherbergt einige schöne Stücke sakraler Kunst, sowie einige schöne Räume, die früher vom Klerus genutzt wurden. Es ist zwar nicht sonderlich groß, lohnt aber eine Visite.

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