Dona Henriqueta Emília da Conceição begann ihr Leben in Armut. Vom Vater verlassen, wurde sie im siebten Lebensjahr Waise, als ihre Mutter starb. Sie wurde von einer Tante aufgenommen und begann bereits im Kindesalter zu arbeiten. Mit 16 Jahren beschloss sie jedoch, ihr leben selber in die Hand zu nehmen.

Sie sah sehr gut aus, war sehr lebendig und unternehmungslustig. Henriqueta begann, sich an reiche Händler aus Brasilien anzuschmeicheln und diese um Geld, Uhren, Goldketten und andere Wertsachen zu erleichtern. Mit einigem Erfolg: sie fuhr eine eigene luxuriöse Kutsche und kleidete sich in eleganten Herrenanzügen.

Mit 20 wurde sie der Männer überdrüssig und zog sich zurück. Sieben Jahre später kreuzten sich ihre Wege mit der deutlich jüngeren Teresa Maria de Jesus. Eine leidenschaftliche Liebe entwickelte sich und sie wohnten zusammen in einer gemeinsamen Wohnung. Aber kurz darauf, im Herbst 1868 starb Teresa Maria an der Schwindsucht. Sie wurde in einem Grab auf dem Friedhofsabteil des Ordem do Terço auf dem Friedhof do Prado Reposo beerdigt. Henriqueta war durch den Verlust zutiefst in Trauer und verlor jeden Lebensmut. In ihr keimte der Wunsch, die Freundin in einem angemessenerem Grab zu beerdigen. Sie kaufte eine Grabstätte auf dem gleichen Friedhof und ließ eine Statue des heiligen Franziskus aus feinstem italienischem Marmor anfertigen.

Grabmal Grabmal

Ende 1868 fand dann die Umbettung statt. An einem kalten Dezemberabend wurde der Sarg von Teresa Maria exhumiert und zur neuen Grabstelle gebracht. Henriqueta bat die umstehenden Personen um einen letzten privaten Moment mit der Leiche ihrer geliebten Freundin. In einem kurzen unbeobachteten Augenblick zog sie ein mitgebrachtes Messer aus ihrem Kleid, schnitt den Kopf der Leiche ab und verbarg ihn unter einem Schal. Nach der Beerdigung ging sie dann mit dem Kopf nach Hause.

In ihrer Wohnung angekommen, stellte sie den Kopf ihrer Freundin unter eine Glasglocke. Selbst wenn Besuch kam, versteckte sie diese Glasglocke nicht, sie befand sich für alle sichtbar in ihrer Wohnung. Und so gelangte die Nachricht davon im März 1869 an den Stadtrat Tomás Joaquim Dias, der die Polizei benachrichtigte.

Henriqueta wurde verhaftet und befragt. Im anschließenden Gerichtsprozess entschied der Richter, dass es sich um eine durch große Leidenschaft und Liebe begründete Tat handelte und der Richter sprach Henriqueta frei.

Blumengaben Blumengaben

Das Grab von Teresa Maria befindet sich heute noch auf dem Cemitério do Prado Reposo, in der Sektion 33, direkt gegenüber des Mausoleums des Malers João Baptista Ribeiro. Und dieses Grab wird auch noch heute täglich mit Blumen und Kerzen geschmückt…

Literatur: Germano Silva, Porto desconhecido & insólito, Porto Editora 2015

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