Ein längerer Spaziergang von der Casa da Musica zum Stadtzentrum Portos.

Casa da Musica

Verlässt man die Metrostation Casa da Música, steht man zuerst auf einer vielbefahrenen Straße in einem recht normal wirkenden Stadtviertel Portos, mit einer Mischung aus alten und modernen Häusern, aber in nichts verschieden von vielen anderen Straßen Portos.

(Erwischt man den falschen Ausgang landet man in einem eher abschreckenden Busbahnhof, dann sollte man sich um 180 Grad drehen und auf die besagte Straße gehen). Erst beim Annähern an den großen Kreisverkehr Rotunda da Boavista lugt hinter einigen alten Häusern ein UFO hervor: die Casa da Música, die der Metro-Station ihren Namen gegeben hat. Wie ein seltsam geformter Block aus Beton und Glas dominiert sie einen Platz neben dem Kreisverkehr.

Casa da Musica Casa da Musica
Entworfen von Rem Kolhaas und Ellen Van Loom wurde dieses Konzerthaus im Jahr 2005 eröffnet. Es dient als Konzertsaal des Symphonieorchester Portos sowie weiterer Orchester. Das futuristische Innere wird dominiert von Beton und Aluminium, die Foyers sind aber auch mit traditionellen Azulejos verkleidet. Die Casa da Música besitzt eine Bar im ersten Stock und ein Restaurant im obersten (7.) Stockwerk. In den Konzertsälen finden Konzerte aller Art statt, von klassischer Musik über Pop bis zu experimenteller elektronischer Musik.

Casa da Musica Casa da Musica

Für Architekturinteressierte werden mehrmals täglich Führungen durch das Gebäude angeboten, sowohl auf Portugiesisch als auch auf Englisch. Für Gruppen können spezielle Führungen bestellt werden.

Folgt man der Rotunda da Boavista gegen den Uhrzeigersinn findet man auf dem nächsten Abschnitt des Kreisverkehrs die erste und älteste Baptistenkirche Portugals.

Cemitério da Agramonte

Cemitério da Agramonte Cemitério da Agramonte
Geht man weiter, sieht man am Ende der nächsten abgehenden Straße nach der Casa da Música einen Friedhof, den Cemitério da Agramonte. Ein kurzer Abstecher auf diesen Friedhof lohnt sich, hier finden sich die Gräber einiger bekannter Portuenser (die man als Auswärtiger bis auf den Regisseur Manuel de Oliveira wahrscheinlich nicht kennt, aber deren Gräber beeindruckend wirken, von neogotischen Kapellen bis zu Grabhäusern in einer Mischung aus Art-Deco und der brutalistischen Architektur der Salazar-Diktatur). Einige der Gräber sind sehr gepflegt, andere kurz vor dem Verfall. Der Friedhof besitzt einige private Avteilungen, die einigen Portuenser Ordensgemeinschaften gehören, wie zum Beispiel dem dritten Karmeliterorden.

Cemitério da Agramonte Cemitério da Agramonte
Nach diesem kurzen Abstecher zum Friedhof geht es wieder zurück zur Rotunda da Boavista und von hier dann die zweite Straße gegen den Uhrzeigersinn rechts ab, in die Rua Julio Dinis. Entlang der Straße finden sich viele neue Gebäude mit Ladengeschäften und eine Klinik, es ist eine normale Straße wie in anderen Großstädten der Welt…

Nach etwa 20 Minuten erreicht man das Ende der Rua Julio Dinis und sieht in einem Park vor sich den Jardin do Palácio do Cristal, einen Park, in dem sich bis 1951 der dem Londoner Crystal Palace nachempfundene Palácio do Cristal befand. Seit 1951 steht hier der Pavilhão Rosa Mota, eine Mehrzweckhalle, die für verschiedenste Ausstellungen und Konzerte verwendet wird.

Rua Boa Nova

Capela do Senhor da Boa Nova Capela do Senhor da Boa Nova
Linker Hand am Ende der Rua Julio Dinis befindet sich der Palácio das Terenas, einer der schönsten Stadt-Paläste Portos aus dem 18. Jahrhundert in dem heute das Bildungszentrum der Diözese Portos seinen Sitz hat. Neben dem Palast zweigt die Rua Boa Nova ab. An deren Anfang befindet sich die Capela do Senhor da Boa Nova, die eine sehr schöne Fassade aus Azulejos besitzt. Diese Kirche hat eine kleine Besonderheit: an ihrer Außenmauer, direkt an der Ecke zum Bürgersteig befindet sich ein Stein mit einer Inschrift. Dieser Stein diente Ursprünglich als Sockel für ein Kruzifix (das heute im Museum de Arte Sacra neben der Kathedrale zu finden ist). Das Kreuz wurde ursprünglich an der Stelle errichtet, an der sich heute die Kapelle befindet. Es war die Erfüllung eines Gelöbnisses eines Lotsen, Pantaleão Gomes, als Dank für die Rettung seines Schiffes aus einem heftigen Sturm im Jahre 1628. Die Inschrift des Steines erzählt diese Geschichte. Die Kapelle wurde im Jahr 1782 erbaut, nachdem sich das Kreuz zu einem kleineren Wallfahrtsort in der Nachbarschaft entwickelte.

Capela do Senhor da Boa Nova Capela do Senhor da Boa Nova

Geht man die Rua da Boa Nova einige Meter entlang, findet man links im Palacio das Terenas integriert den Torre de Pedro Sem, einen Turm aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Die Fassade besitzt noch ihren mittelalterlichen Charakter, auch wenn einige Änderungen in den folgenden Jahrhunderten vorgenommen wurden.

Torre de Pedro Sem Torre de Pedro Sem

Rechts von der Rua Boa Nova zweigt etwas weiter die Rua do Miguel Bombarda ab, eine Straße an der sich viele Galerien und Kunsthändler befinden. Entlang der Straße findet man auch einige interessante Grafittis und Street Art.

Rua do Miguel Bombarda Rua do Miguel Bombarda

Museo Soares Dos Reis

useo Soares Dos Reis useo Soares Dos Reis

Über die Rua de Adolfo Casais Monteiro geht es wieder in Richtung Douro auf die Rua Dom Manuel II. Hier wenden wir uns nach links und treffen nach auf das Museum de Soares dos Reis. Neben wechselnden Sonderausstellungen und den Skulpturen des Namensgebers beherbergt das Museum eine sehenswerte Sammlung von Gemälden und Gebrauchskunst des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts.

Museo Soares Dos Reis Museo Soares Dos Reis

Rua da Bandeirinha

Quarantänemarker an der Rua da Bandeirinha Quarantänemarker an der Rua da Bandeirinha

Vom Museum aus geht es kurz weiter in Richtung Stadtzentrum, vor dem Krankenhaus Santo Antonio biegen wir nach rechts auf die Rua Dr. Alberto Aires de Gouveia ab. An ihrem Ende geht die Rua da Bandeirinha bergab Richtung Douro. Ihr folgen wir bis zu einem kleinen Platz der eine sehr schöne Aussicht auf den Douro und die gegenüberliegende Seite mit den Portweinkellern in Vila Nova de Gaia bietet. Auf dem Weg dorthin schon durch ein schönes Portal angekündigt, finden wir an diesem Platz den Palacio das Sereias, der seinen Namen von den beiden Meerjungfrauen an den Seiten des Eingangs bekommen hat. An einer Ecke des Platzes vor dem Palast befindet sich eine merkwürdige Steinpyramide mit einer Armillarsphäre an ihrer Spitze. Diese Pyramide diente als Seezeichen (genauer: eine auf ihr befestigte Fahne, daher der Name der Straße Rua da Bandeirinha – Straße des Fähnchens): Schiffe mit Krankheiten an Bord durften nur bis zu dieser Pyramide den Douro befahren und mussten hier dann in Quarantäne bleiben. Erst nach Freigabe durch einen Arzt durften sie den Douro weiter flussaufwärts befahren.

Gegenüber des Palasteingangs befindet sich eine steile Treppe, die hinunter zur Praca da Alfândega führt. Wem sie zu steil ist, kann auch weiter der Rua da Banderinha folgen und gelangt auch zu diesem kleinen Platz.

Alfândega Nova

Alfândega Nova Alfândega Nova
Der Blick auf den Douro ist hier durch ein großes Gebäude aus dem 19. Jahrhundert versperrt, der Alfândega Nova. Dieses Gebäude wurde errichtet, als die alten Gebäude des Zolls in Porto zu klein wurden. Bis durch den Eintritt Portugals in die EU der Zoll weniger wichtig wurde, diente es als Zollstation für Waren, die über den Hafen Portos ins Land kamen. In den 1990er Jahren wurde es durch den Architekten Eduardo Souto de Moura umgebaut und in ein Kongresszentrum umgewandelt. Ebenfalls befindet sich hier das Museum de Transportes e Communicações, das unter anderem für Automobilbegeisterte einen kleinen Abstecher lohnt. Das Museum zeigt die Entwicklung des Automobils anhand einiger Fahrzeuge, darunter das älteste Auto Portugals. Als Kuriosität findet sich dort auch ein Sportwagen, der Anfang der 50er Jahre als Eigenkonstruktion von einem portugiesischen Autohändler bei Autorennen eingesetzt wurde. In einem weiteren Saal finden sich die Automobile der portugiesischen Präsidenten. Im Museum befinden sich auch Stücke aus der Geschichte des Zolls, ein besonderes Kuriosum ist eine Geige, die zum Olivenölschmuggel genutzt wurde. Das Gebäude an sich ist ebenfalls sehenswert und kann in Teilen auch ohne Eintritt in das Museum besichtigt werden.

Miragaia

Miragaia Miragaia
Neben der Rua Nova da Alfândega findet sich die tiefergelegene Rua de Miragaia. Hier befand sich vor dem Bau der Alfândega Nova der Strand des Douro mit vielen Werften, die die Schiffe des portugiesischen Kolonialreiches bauten. Entlang der Rua de Miragaia finden sich noch die alten Häuser mit ihren Bogenkonstruktionen im Erdgeschoss. Das größere weiße Gebäude am Ende der Häuserreihe diente bis ins 20. Jahrhundert als Lagerhaus der Real Companhia Velha, einem Unternehmen, das vom Marques de Pombal 1756 ins Leben gerufen wurde um als Quasi-Monopolist den Wein aus dem Douro-Tal und den Portwein zu vermarkten.

Tram in Miragaia Tram in Miragaia

Wir folgen der Rua Nova da Alfândega entlang der alten Straßenbahn. Gegenüber eines Parkplatzes biegen wir nach links ab in die Rua do Comércio do Porto. Etwas bergauf biegen wir die zweite Straße nach rechts in die Rua da Bolsa. Zur rechten findet sich der Palacio da Bolsa, den wir für einen weiteren Spaziergang aufsparen.

Mehr folgt in einem weiteren Blogpost…

Galerie